Politik

Nachwuchs für den Musikunterricht - Endlich neue Ideen und Änderungen in Sicht

von Christiane Hein

Im BMU - Magazin 7 von 2021 thematisierten unsere Sorge um den fehlenden Nachwuchs im Fach Musik und trugen diese immer wieder in verschiedene Gremien. Anfang des Jahres kam Unterstützung von unverhoffter Seite.

Ein Anruf von Michael Jung, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes (SLV): Wir möchten mit dem BMU ins Gespräch kommen, wir machen uns Sorgen um den Musiklehrer - Nachwuchs.

Das ist ja ein Ding. Der SLV hat die gleichen Erkenntnisse wie wir schon seit einigen Jahren? - wunderbar. Schnell ist ein Termin gefunden, denn ich möchte wissen, was wir gemeinsam mit dem SLV tun können. Im Gespräch tauschen wir Gedanken und Ideen aus, denn Michael Jung und René Michel wollen es genau wissen. Beide sind ebenfalls Musiklehrer und kennen die Situation an den Schulen hinsichtlich der Altersstruktur. In den nächsten Jahren werden besonders an den Oberschulen sehr viele Lehrkräfte in Rente gehen und Stellen dann unbesetzt bleiben. Auch die Besonderheiten des Seiteneinstiegs werden von uns beleuchtet.

Die Idee: wir bleiben nicht nur in Kontakt, der SLV möchte uns gern bei einem der regelmäßigen Gesprächsrunden mit dem Kultusminister Christian Piwarz mit ins Boot holen, damit wir unsere Lösungsvorschläge für das Fach Musik gemeinsam diskutieren können. Wir werden berichten.

Kurz darauf die nächste Anfrage. Beide Musikhochschulen in Leipzig und Dresden bitten den BMU um Unterstützung. Es werden Möglichkeiten eruiert, um ein Lehramtsstudium für das Fach Musik an den Musikhochschulen attraktiver zu gestalten, insbesondere im Bereich des Oberschullehramtes, dort gibt es kaum noch Studierende und so gut wie keine Bewerbungen. Auch für das gymnasiale und das Grundschullehramt sind die Bewerberzahlen viel zu gering.

Entscheidend dafür ist natürlich die Frage, was ist wichtig für den Lehrerberuf, so dass ma ihn 35- 40 Jahre ausüben kann und will. Ein absolutes Gehör oder einen Abschluss im Klavier- oder Querflötenspiel oder eine großartige, saalfüllende Jazzstimme, die locker über eine Minute improvisieren kann? Aber auf jeden Fall ein hervorragendes musiktheoretisches Grundwissen, denn sonst besteht man die Aufnahmeprüfung an den Hochschulen sowieso nicht.

Also fragen wir nach, bei denen die es wissen müssen, bei euch.

Ihr seid die engagierten Lehrkräfte, die seit Jahren dafür Sorge tragen, dass unser Fach Musik nicht nur planungstechnisch abgedeckt, sondern auch den Kindern und Jugendlichen das Singen, Tanzen und Musizieren nahegebracht wird. Und obendrauf vermittelt ihr Grundwissen in Musiktheorie, Instrumenten- und Epochenkunde nebst Komponisten und deren wichtigsten Werken. Ihr leitet Chöre, Tanzgruppen und Orchester, um jederzeit in der Schule ein musikalisches Programm aufführen zu können.

Ihr besucht regelmäßig Fortbildungen zum Beispiel das Meißener Musiksymposium. Und so kommen wir mit euch ins Gespräch und fragen nach.

Eure Antworten waren sehr deutlich und teilweise unglaublich kreativ. Vielen Dank dafür!

Weshalb würdest du diesen Beruf empfehlen?

  • Du willst Star, Clown, Moderator und Entertainer werden - alles in einem: Lehrer für Musik.
  • Du kannst deine musikalische Leidenschaft leben, pflegen, weitergeben.
  • Du kannst dich selbst als Musiker einbringen, kannst Kindern Freude schenken.

Was würde den Beruf noch attraktiver machen?

  • gute räumliche und technische Ausstattung, größere Räume
  • mehr Zeit für Musik, Unterstützung der Schulleitung
  • überregionale Teams im Austausch

Welche Fähigkeiten aus dem Studium helfen dir heute am meisten?

  • schulpraktisches Klavierspiel/ Chorarbeit/ Chorleitung
  • didaktisch- methodische Ausbildung, praktische Seminare
  • Rhythmik, Tanz, Bewegung

Beschreibe deinen Traumkollegen!

  • hat Freude am Musik machen, hat Lust Projekte/ Konzerte auf die Beine zu stellen
  • schaut nicht auf die Uhr, hört keine Klingel, tanzt auf vielen musikalischen Hochzeiten
  • ist engagiert, respektvoll, vielseitig, kritikfähig, belastbar
  • ist ein Teamplayer, für kreativen Austausch und verrückte Ideen zu haben

Wie generieren wir unseren pädagogischen Nachwuchs?

  • gute Musikschüler über GTA´s heranführen und einbeziehen
  • mehr musikalische Projekte/ Angebote/ Chorarbeit mit Berufsaussichten
  • Eltern mit musikalischen Berufen miteinbeziehen
  • leichtere und angemessene Aufnahmeprüfungen

Alle Antworten findest du hier zum Download.

Während des Alumni-Treffens der Musikhochschule Dresden komme ich mit der Studiendekanin für das Lehramt Musik Christin Werner schnell ins Gespräch, habe eure Antworten im Gepäck. Sie ist offen für neue Ideen und verrät, dass auch schon die Hochschule einige Veränderungen vorantreibt und hoffentlich auch durchsetzen wird zum Beispiel das Anforderungsniveau der Aufnahmeprüfungen, besonders für das Oberschullehramt. Ich übergebe unsere Antworten.

Wir sind im Gespräch und bleiben dran. Denn das Fach Musik leistet einen entscheidenden Beitrag, damit aus unseren Schülerinnen und Schülern der kreative, team- und leistungsfähige Nachwuchs wird, den wir für unsere Zukunft brauchen.

Sorgen um den Nachwuchs

von Heiko Vogel

Ich unterrichte seit 30 Jahren Musik und ebenso lange habe ich den Eindruck, dass unser Beruf vom Aussterben bedroht ist. Ähnliches höre ich immer wieder von Kolleginnen und Kollegen, besonders aus den Grund- und Oberschulen. Andererseits lerne ich auch immer wieder großartige Studierende kennen, die motiviert an ihrem Abschluss arbeiten.

Zwei weitere Diskussionsfelder schließen sich wiederkehrend an, sind die Eignungsprüfungen an den Hochschulen orientiert an den Anforderungen des Berufes oder suchen hier Hochschulen nur für sich passende Studierende? Sind die Arbeitsbedingungen hinreichend attraktiv, um Nachwuchs anzuziehen?

Ein Blick zu den Absolventinnen und Absolventen der letzten Jahre, wohl wissend, dass nicht alle in Sachsen geblieben sind und dass es sicher Zuzug gab, dient als Orientierung. In den letzten 19 Jahren schlossen mit der ersten Staatsprüfung Lehramt Musik, hier dargestellt in Relation zu der Anzahl der Schulen, ab:

 

Grundschule

Oberschule

Gymnasium

Förderschule

Absolventinnen/Absolventen

369

56

264

21

Schulen in Sachsen

830

350

164

156

Während also an jedem Gymnasium etwa 2 Musiklehrende angekommen sein könnten, sind es an Ober- oder Förderschulen einer an jeder 7. Schule. Für die Grundschulen gibt es Hoffnung für die Zukunft. Hier steigen die Zahlen der Absolventinnen und Absolventen deutlich.

Ein paar Grafiken verdeutlichen die studierten Fächer. Sie ermöglichen einen Vergleich und eine bessere Einordnung.

Nun sind Absolventinnen und Absolventen noch keine in Sachsen eingestellten Lehrkräfte, aber die Tendenz ist deutlich. Lehrkräfte für Musik wachsen heran und werden das Schulleben bereichern. Das Lehramt Musik ist attraktiv, es wird viel ausgebildet, nur nicht für alle Schularten. Die Ursachen sind nicht so einfach und klar wie die hier abgebildeten Statistiken. Ist das Lehramt an Ober- und Förderschulen nicht attraktiv und es bewerben sich keine Abiturienten? Oder führt die Auswahl im Eignungsverfahren an den Hochschulen zu einer Selektion? Aber ist das überhaupt wichtig? Darf man sich nicht auch einfach in ein schönes Studium stürzen und dann entscheiden, wo man arbeiten möchte?

Hier geben die vorliegenden Zahlen keine eindeutige Antwort. Eindeutig ist, es wird zu wenig ausgebildet, denn nicht jeder Absolvent möchte unbedingt an die Schule und dort möglichst viel Musik unterrichten, von den Problemen der einzelnen Schularten ganz zu schweigen. Grundständig ausgebildete Musiklehrende an Förder- und Oberschulen wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben.

Liebevoll auch von Mitgliedern unseres Verbandes gestaltete Initiativen wie in Dresden, in deren Rahmen Schulpraktische Übungen Lehramt Gymnasien auch an Oberschulen stattfinden, sind gut. Aber sie sind auch wirkungslos, wenn nicht auch später eine passende Einstellungspraxis stattfindet. Hier haben wir aber die Situation, dass nur an Gymnasien generell eine schulscharfe Stellenausschreibung stattfindet. Interessenten haben nun folgende Probleme:

  1. Eine Recherche führt nur zu Stellen an Gymnasien.
  2. Die Kenntnis einer freien Stelle z.B. an der Oberschule im Heimatdorf führt zu dem Dilemma, dass entweder die freie Stelle am Gymnasium in der nahegelegenen Stadt angestrebt wird oder ein unsicheres Listenverfahren mit vagem Ergebnis und der Horrorvorstellung des ewigen Arbeitsweges genutzt werden muss.
  3. Erstwünsche konkrete Oberschule, Zweitwünsche konkretes Gymnasium sind nicht möglich, da dies nicht zu einem Angebot Oberschule führen kann, da zunächst die Gymnasien besetzt werden. Diese Angebote müssten vom Bewerber abgelehnt werden, damit er am Listenverfahren Oberschule teilnehmen kann.

Das Thema bewegt uns im Landesvorstand regelmäßig. Vielleicht gelingt es uns, hierfür noch aussagekräftigere Daten zu finden. Außerdem suchen wir natürlich das Gespräch mit Verwaltung und Politik

Wie wir mit Musik lernen müssen, unsere Welt (wieder) zu verstehen!

Zur gegenwärtigen Situation des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen
von Jürgen Oberschmidt

„Leere Herzen“ heißt der Roman von Juli Zeh, in dem sie bereits 2017 eine Social-DistanceGesellschaft beschreibt, eine pragmatisch und nüchtern handelnde Gesellschaft einer nahenden Zukunft, die nicht erst in unseren ansteckenden Zeiten zur Gegenwart geworden ist. Wir verdursten an innerer Leere, vor allem jene, die feststellen, dass sich die Würde des Menschen nicht nur über Frisörbesuche definieren oder wiederherstellen lässt. Leer sind die Herzen, seit die Gesundheitsgefahren des Singens hinaufbeschworen wurden, leer sind die Herzen, weil es auf all den kleinen und großen Bühnen des Lebens still geworden ist.

Natürlich fehlt uns auch in den Schulen das Live-Erlebnis des gemeinsamen Singens und Musizierens, im Unterricht wie in den schulischen Ensembles; es fehlt uns die direkte Begegnung mit Gleichgesinnten und ein lebendiger Austausch mit Andersdenkenden, Sinn des Sozialen und Zweck aller Bildung. Doch der Musikunterricht an den Schulen lebt, wenn wir ihn denn leben lassen. Natürlich ist er in manchen Dingen ärmer, in vielen aber auch reicher geworden: Wir erleben ihn als Präsenzunterricht unter Berücksichtigung der jeweils geltenden Abstands- und
Hygieneregeln, erfahren ihn mit fantasievollen Aufgabenstellungen in digitalen und hybriden Lernformen, wie in kreativen Aufgabenformaten, die auch zu Hause eigenverantwortlich gelöst werden können. Für manche von uns bedeutet dies ein Neudenken, aber das gilt wohl für die Kolleginnen und Kollegen aller Fächer. ...

Weiterlesen? Der ganze Text steht hier zum Download.

Entschließung Sächsischer Musikrat

Für die Stärkung der Kultur auch nach Covid 19 und einen möglichen Fahrplan hat sich nun ausdrücklich die Mitgleiderversammlung sächsischen Musikrates ausgesprochen. Wir sind Mitglied im SMR.

Hier die Entschließung

Musikalische Bildung braucht Professionalität

Der Bundesverband Musikunterricht (BMU) Sachsen zeigt sich von den heute veröffentlichten Ergebnissen der Bertelsmannstudie zur Musikalischen Bildung in der Grundschule wenig überrascht. Der Studie zufolge fehlen an den Grundschulen in Deutschland 23.000 ausgebildete Musiklehrerinnen und Musiklehrer. Dabei kommt Sachsen in dieser Studie im Vergleich mit anderen Bundesländern noch gut weg. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass der Musikunterricht in der sächsischen Grundschule gerade um eine Stunde auf im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittliche 5 Stunden gekürzt wurde.

Einen massiven Einbruch des musikalischen Lehrpersonals an den sächsischen Grundschulen prognostiziert die Studie für die Dekade zwischen 2028 und 2038, weil hier überdurchschnittlich viele Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer in den Ruhestand wechseln. Vor diesem Hintergrund ist auch die geplante weitere Aufstockung der Studierendenzahlen im Grundschulbereich – insbesondere am Standort Chemnitz – zu begrüßen, die mit Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern ab circa 2027 wirksam wird. Unverständlich bleibt, warum zwar alle Fächer aufgestockt werden, nur Musik nicht.

Daher fordert der Bundesverband Musikunterricht mit hoher Dringlichkeit, auch am Standort Chemnitz das Fach Musik für die Grundschule zu etablieren – die Musikhochschulen in Dresden und Leipzig verfügen über keine Kapazitäten zur weiteren Aufstockung mehr. Dies hätte gleichzeitig den Vorteil, dass Musiklehrerinnen und Musiklehrer direkt in der Region ausgebildet werden, in der sie zukünftig auch zum Einsatz kommen sollen.

Die Grundschule ist der Ort, an dem Kinder aller sozialen Strukturen zusammen kommen, um gemeinsam zu lernen. Die Grundschule ist aus der Sicht des Bundesverbandes Musikunterricht daher der entscheidende Ort, allen Kindern eine solide musikalische Grundausbildung zukommen zu lassen. Musikunterricht in der Grundschule greift das kindliche Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit der musikalischen Umwelt und eigener musikalischer Betätigung auf, er bestärkt dieses Bedürfnis und nutzt es für eine grundlegende musikalische Bildung, die in der weiterführenden Schule sowie im außerschulischen Bereich erweitert wird. Dies ist nur mit qualifizierten Musiklehrerinnen und Musiklehrern möglich.

 

Die Präsidenten Christiane Hein und Henno Kröber

Presseerklärung zum Download

Studie zum Musiklehrermangel an Grundschulen veröffentlicht

An Grundschulen in Deutschland fehlen 23.000 ausgebildete Lehrkräfte für das Fach Musik. Dies ist das Ergebnis der Studie "Musikunterricht in der Grundschule: Aktuelle Situation und Perspektive", die am heutigen 11. März 2020 vom Deutschen Musikrat, der Konferenz der Landesmusikräte und der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht wurde.


Der BMU begrüßt, dass es erstmalig eine bundesweite Studie gibt, die sich ganz systematisch mit der Situation des Musikunterrichts an den Grundschulen auseinandersetzt. Solch eine Studie für eine föderale Bildungslandschaft zu erstellen, ist kein einfaches Unterfangen, zu unterschiedlich ist die Situation in den einzelnen Ländern.

Insgesamt zeigt die Studie ein schlüssiges Bild, das die vom BMU bisher angeführte Lage jetzt mit konkreten Zahlen belegen kann. Der Mangel an Musiklehrkräften im Bereich der Grundschule ist eklatant und offenbart ein strukturelles Problem, das sich nicht einfach lösen lässt.

In seinem Positionspapier zur Situation des Musikunterrichts an den Grundschulen hat der BMU im September 2019 auf diese Missstände hingewiesen und setzt sich für eine fachlich fundierte Ausbildung ein. Hierzu wird sich der BMU auf der vom Deutschen Musikrat initiierten Fachtagung am 26. März 2020 aktiv einbringen, um gemeinsam mit weiteren Experten ein zukunftsfähiges Konzept zu erarbeiten, um den Musikunterricht aus seiner derzeitig prekären Lage herauszuführen.

Weitere Informationen finden Sie hier:

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Abschluss des Petitionsverfahrens

Als im Frühjahr 2018 in der Presse über Kürzungen in der Stundentafel auch unser Fach betreffend gemutmaßt wurde, starteten wir als Berufsverband eine Onlinepetition. Nach wenigen Wochen fand unsere Petition 15 167 Unterstützende, davon 12 439 in Sachsen. Mit den Unterschriften im Rücken trafen wir uns als BMU-Vorstand mit Minister Piwarz und besprachen hier unser Anliegen. Außerdem unterstützten wir den studentischen Protest „Singen für Bildung“ indem wir die Produktion eines Protestsongs finanzierten (um die mediale Aufmerksamkeit zu fördern) und bei einem weiteren Treffen mit dem Minister inhaltlich und personell halfen.

 

In den Gesprächen verwies der Minister auf die personelle Notwendigkeit der Kürzungen, verwies aber auch darauf, dass es einerseits nicht einseitig zu Lasten der Musik geht, andererseits die Möglichkeiten der Ganztagsangebote genutzt werden können. In den Gesprächen wurden noch weitere Themen besprochen, darunter die Ausbildung von Musiklehrern aber auch die Arbeitsbedingungen an den Schulen.

 

Kurze Zeit darauf wurden die gekürzten Stundentafeln veröffentlicht. Dies entmutigte uns zunächst etwas, wir fassten aber dann doch den Beschluss, die Petition beim Petitionsausschuss des Landtages noch einzureichen. Am 16.07.2019 erhielten wir dann Nachricht, dass der 6. Sächsische Landtag in seiner 94. Sitzung am 03.07.2019 (Drucksache 6/18113) zu unserer Petition beschlossen hat: „Der Petition kann nicht abgeholfen werden.“ Es folgt der Bericht zur Petition.

 

Fazit: Das Glas halb voll, nicht halb leer, eine Gesundheit fördernde Betrachtungsweise. Es hat schmerzliche Kürzungen gegeben, nicht einseitig zu Lasten der Musik, aber auch die Musik betreffend. Wir wissen nicht, ob wir Ärgeres verhindern konnten oder ohnehin dies so geplant war. Was wir wissen ist, dass die Ganztagsmittel inzwischen erheblich aufgestockt wurden und die neue Ganztagsverordnung in §4 von Schulleitungen ausdrücklich Angebote „vor allem auch in Sport, Musik und Kunst“ anregt, also von Fächern, in denen der Protest sehr laut war. Was wir ebenfalls erfahren haben ist, dass vielen Menschen der Musikunterricht an Schulen wichtig ist und dass wir Unterstützung weit über Sachsen hinaus finden.

Weniger Musik ab 2019/20

So ganz wohl scheint den Verantwortlichen im Kultusministerium bei der neuen Stundentafel ab 2019/20 nicht zu sein, denn diese wurde unmittelbar vor den Sommerferien und mit dem Grundtenor der Entlastung von Schülern veröffentlicht. Defizitorientiert muss man hier von einer sehr bedauerlichen Kürzung in der Grundschule Klasse 3 und am Gymnasium Klasse 8 sprechen. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Personalsituation und der breiten Kürzung auch an anderen Fächern scheint aber der Blick nach vorn sinnvoller. Die aufgezeigten Wege sind:

  • Schärfung der Profilierung
  • Nutzung von GTA auch in gebundener Form
  • Flexibilisierung der Stundentafel

Gerade der letzte Punkt ist eine bedeutende Veränderung, in der bedeutendes Potential steckt. Auch die beiden anderen Punkte fordern den Schulmusiker heraus und dürfte bei Schülern, Eltern und Lehrern musische Begehrlichkeiten wecken.

Als Berufsverband werden wir gestaltende Kollegen unterstützen, mit unseren Ideen, unserem Wissen, unserem Expertenpotential und unseren Kontakten.

Gespräch mit Kultusminister Piwarz

Am 11.06.2018 traf sich der Vorstand unseres Verbandes mit Kultusminister Christian Piwarz.

 

Themen waren:

1. Die Bedeutung des Faches Musik im Rahmen der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche im Fächerkanon an Schulen vor dem Hintergrund von Pressemeldungen über Kürzungspläne im Fach Musik

2. Bedeutung des BMU Landesverbandes für die musische Bildung an sächsischen Schulen und die Ensemblestätigkeit und unser Rückhalt in der Bevölkerung

2. Qualitätssicherung im Fach Musik über Landeskongresse, Bundeskongresse, Symposium,

3. Schulorganisation aus Sicht des Musikunterrichts (Unterricht, GTA, AG´s, Rahmenbedingungen, Profilierungen)

4. Atraktivität und Zulassung Studium, Atraktivität des Lehrberufes

 

Im Gespräch wurden offen und freimütig Positionen ausgetauscht. Wir fanden für viele unserer Positionen viel Verständnis, konnten auch Zusammenhänge aus unserer Sicht verdeutlichen, die aus Richtung des Ministeriums vielleicht weniger deutlich sichtbar sind.

Wir haben unseren Wunsch verdeutlicht, zukünftig in Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden.

Online-Petition gestartet

Gegen die angekündigte Kürzungen im Fach Musik an sächsischen Schulen haben wir eine Online-Petition gestartet. Bereits in den ersten Stunden haben mehrere Tausend unterzeichnet.

Hier der Link zur Petition, das unterzeichnen geht mit Email-Adresse sehr einfach.

Gegen angekündigte Kürzungen im Fach Musik an sächsischen Schulen, für eine ästhetische Bildung von Kindern und Jugendlichen

Ankündigungen und Interviews in der sächsischen Presse künden von harten Einschnitten in das Fach Musik in Sachsen. Der genannte Grund wäre die Entlastung der Schülerinnen und Schüler. Wir empfinden Schule nicht als Belastung von Lernenden, den Musikunterricht erst recht nicht.


Musik zu machen und das ist dem Musikunterricht Sachsens immanent, steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern ist auch ein Mittel um Fantasie und Kreativität zum Ausdruck zu bringen. Gemeinsames Singen, Tanzen und Musizieren stärkt die soziale Kompetenz und fördert die Sprachentwicklung. Begegnungen mit Musik aus dem eigenen und aus anderen Kulturkreisen leisten wichtige Beiträge für die Pflege der eigenen Tradition und die interkulturelle Begegnung und Verständigung. Musik trainiert außerdem das aktive Zuhören, das für Lernen und Verstehen bedeutsam ist.


Musikalische Bildung trägt – abhängig von der Intensität der Auseinandersetzung der Lernenden mit Musik – zu einer insgesamt positiven Persönlichkeitsbildung bei, indem sie seelisch-emotionale Kräfte, geistig-intellektuelle Fähigkeiten und auch soziale Kompetenzen entwickeln.


Darüber hinaus legen die künstlerischen Schulfächer wichtige Grundlagen für unterschiedliche Berufslaufbahnen. In vielen, explizit nicht nur akademischen oder künstlerischen Berufen sind Kenntnisse in Formen, Farben, Tönen, Ausdruck, Kreativität Bewegung und mehr von Nöten. Die künstlerischen Schulfächer vermitteln das notwendige Rüstzeug, um eine Ausbildung aufnehmen zu können, in der diese Fähigkeiten und Fertigkeiten unerlässlich sind. Versäumnisse in den künstlerischen Schulfächern beeinträchtigen die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Weiter mindern sie deren Ausbildungsfähigkeit.


Im Rahmen der musikalischen Bildung erfahren Kinder und Jugendliche die Welt der Musik in ihrem Reichtum und ihrer Vielgestaltigkeit und erhalten Gelegenheit, sich in ihr selbsttätig und gemeinsam zu bewegen. Musikalische Bildung spricht die gesamte Persönlichkeitsentwicklung des Kindes an.


Der Musikunterricht in der allgemein bildenden Schule richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler. Er zielt – unabhängig von sozialen Kontexten, von Bildungsstand und finanziellen Ressourcen der Eltern – auf musikalische Bildung für alle. Dies bedeutet auch, Schülerinnen und Schüler in ihren eigenen kulturellen Ausprägungen ernst zu nehmen und Menschen mit besonderem Förderbedarf auch in inklusiven Lerngruppen in der Ausbildung musikbezogener Kompetenzen zu unterstützen.


Die angekündigten zusätzlichen Fördermittel für erweiterte musikalische Ganztagesangebote begrüßen wir, sie sind aber kein Ersatz für Musikstunden. Sie können Schule erweitern, bieten aber weder in struktureller noch personeller Hinsicht das nötige Rückgrat.


Wir wünschen uns Gespräche mit dem SMK zur Entwicklung der sächsischen Schule und zu dem, was wir dazu beitragen können. Wir sind offen für positive Weiterentwicklungen und beteiligen uns gern in einem demokratischen Prozess daran.


Wir versichern Euch, liebe Musiklehrerinnen und Musiklehrer Sachsens, dass der Landesverband des BMU die derzeitige landespolitische Entwicklung mit eigenen Ideen begleitet und diese artikuliert.
 
Im Vorstand werden derzeit weitere Schritte und Aktivitäten besprochen und dann umgesetzt.

Resolution: Künstlerische Schulfächer stärken

Der Deutsche Kulturrat fordert die Länder auf, ihrer Verantwortung für die künstlerischen Schulfächer gerecht zu werden.

 

Der Spitzenverband der Bundeskulturverbände appelliert in einer Resolution an die Kultusministerkonferenz, sich in den Ländern für den Unterricht in den künstlerischen Schulfächern stark zu machen.

 

Der genaue Wortlaut findet sich hier.